30. Gründungsjubiläum der "Freunde und Förderer des Martin-Buber-Hauses"

Der Verein der Freunde und Förderer des Martin-Buber-Hauses feierte am 3. April sein dreißigjähriges Bestehen mit der ersten Ruth-Weyl-Memorial-Lecture, zu der als Referent Prälat Prof. Dr. Helmut Moll (Köln) eingeladen war.

„Wir feiern einen der fröhlichsten Geburtstage und schauen, nachdem wir stürmische Zeiten hinter uns haben, voller Zuversicht in die Zukunft“, sagte Eva Schulz-Jander, Präsidentin des Vereins der Freunde und Förderer des Martin-Buber-Hauses. Aus Anlass des dreißigjährigen Bestehens hatte dieser am 3. April zu einer Feier in den Marstall des Kurmainzer Amtshofs eingeladen.

Der Verein ist 1984 gegründet worden - für Menschen, die nicht dem Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ) als Dachverband von weltweit 38 nationalen christlich-jüdischen und interreligiösen Dialogvereinigungen mit Sitz im Martin-Buber-Haus angehören. Diese können mit ihrem ideellen und finanziellen Beitrag an der regionalen und allgemeinen weltweiten Arbeit des ICCJ  teilnehmen.

In ihrer Begrüßung richtete die Präsidentin den Blick auf die im vergangenen Jahr im Alter von 89 Jahren verstorbene Ruth Weyl. Sie sei die Seele und treibende Kraft des Vereins gewesen, eine Brückenbauerin, die das Herz vieler erreicht habe. Eva Schulz-Jander kündigte an, jährlich eine Gedenkveranstaltung anzusetzen.
Die Grüße des Vorstandes des ICCJ überbrachte Schatzmeister Abi  Pitum (München). Er wies darauf hin, dass der Rat bereits vor 35 Jahren seinen Sitz von London nach Heppenheim verlegt habe. Das sei ein tapferer Schritt gewesen, der mit dem Zauber des Martin-Buber-Hauses zu tun hatte. Augenzwinkernd merkte er an, dass nicht nur Langnese und Sebastian Vettel, sondern auch der Rat der Christen und Juden „Heppenheim international gemacht habe“.
Ein Grußwort der Schirmherrin des Vereins, der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, verlas anschließend Michael Korn. Sie wünschte „weiterhin viele engagierte Einzelpersonen, die dem Beispiel Ruth Weyls folgend dem Verein durch tatkräftige Unterstützung auch in den nächsten Jahrzehnten verbunden sein werden und dazu beitragen, unsere Gesellschaft als offene, tolerante und respektvoll handelnde Gemeinschaft zu gestalten und weiterzubringen“.


 

„Edith Stein und vergessene Zeugen des Glaubens“ war das Thema des Vortrags, der im Mittelpunkt des Festabends stand. Prälat Professor Helmut Moll, Köln (siehe Bild; Fotografin: Gerlinde Pfirsching) zeichnete das Leben der großen Philosophin aus Sicht eines katholischen Theologen minutiös nach. Er ging auf weitere zwölf Frauen ein, die zum Teil Gefährtinnen Steins gewesen seien. Edith Stein habe den jüdischen Glauben in ihrer Familie nicht genug kennengelernt und sei schon in ihrer Jugend jeden Tag in eine katholische Messe gegangen, ohne die Liturgie zu verstehen.
Zehn Jahre habe sie „nach der Wahrheit“ gesucht, die sie im Judentum nicht zu finden glaubte. Letztlich sei sie durch die Schriften der Mystikerin Teresa von Avila  zum christlichen Glauben gekommen und 1922 katholisch geworden. Sie lebte zehn Jahre in Speyer, trat dann in Köln in den Karmel-Orden ein und floh fünf Jahre später nach Echt in den Niederlanden. Am 9. August 1942 wurde sie in Auschwitz zusammen mit ihrer Schwester Rosa ermordet.
„Warum vergessen wir die Opfer der Nazizeit?“ fragte Prälat Moll zu Beginn und am Ende seines Heppenheimer Vortrages. Eine exakte Antwort gab er zwar nicht, aber seine Ausführungen boten reichlich Gelegenheit, bei einem anschließenden Umtrunk im Martin-Buber-Haus mit ihm und untereinander zu diskutieren.
Autor: Wolfgang Lich

Weitere Informationen:

  • Grußwort der Schirmherrin Prof. Dr. Rita Süssmuth zum 30. Gründungsjubiläum des Vereines der Freunde und Förderer des Martin-Buber-Hauses, Heppenheim
     
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